Aus dem Sanella-Album Australien Neuseeland

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Kein Wunder, daß die Portugiesen und Holländer, als sie die australische Küste hier zum erstenmal zu Gesicht bekamen - es war im 16. und 17. Jahrhundert -, schnell wieder verschwanden. In Port Hedland klettere ich wieder in ein Flugzeug und fliege über Marble Bar - dem heißesten Ort Australiens, 6o° im Schatten! - nach Roy Hill. Und hier nimmt mich Onkel John in Empfang. Er ist völlig unverändert - immer noch hat er seine Glatze, immer noch ist er dick und rund, und immer noch trägt er verblichene, kurze Hosen. Neben Onkel John steht ein langer blonder Junge mit tausend Sommersprossen im Gesicht. Er spricht ein lustiges Englisch, das ich erst verstehe, als ich mich ein wenig daran gewöhnt habe. "Das ist Klaus. Klaus Werneburg aus Deutschland", stellt Onkel John vor. "Klaus ist erst seit vier Wochen in Australien. Er will Schafzüchter werden. Und das dauert gar nicht mehr lange, dann hat er seine eigene Station. Ein wollenes Hemd kann er schon von einem seidenen Halstuch unterscheiden!" Lachend fahren wir los. Das Land ist kahl und steinig hier. Unser Auto wirbelt dicke Staubwolken auf.

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Die Eingeborenen sprechen deutsch

Gut zwei Stunden sind wir schon unterwegs. Mühsam, im zweiten Gang, geht es eine steile Steigung hinauf. Plötzlich - wie aus dem Boden gewachsen - steht ein nackter Eingeborener am Weg und winkt. Ein zweiter und dritter tauchen auf. Es sind kleine Kerle, dunkelbraun und mit wildem Haarschopf. "Ganz ruhig sein", sagt Onkel John leise. "Keine hastigen Bewegungen, sonst laufen sie fort. Anscheinend wollen sie etwas von uns. Na, woll'n mal sehn!" Wir halten an. Onkel John sagt etwas. Ich verstehe kein Wort. Die Eingeborenen aber anscheinend auch nicht, denn sie schauen sich an, grinsen und machen etwas hilflose Handbewegungen. Dann spricht einer von ihnen - er hat einen lockigen, schwarzen Spitzbart. Immer wieder deutet er auf einen seiner braunen Kollegen, der seine Hände vorsichtig wie eine Muschel um etwas gelegt hat, das ich nicht erkennen kann. Anscheinend bewegt es sich.

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Onkel John schüttelt den Kopf. Die sprechen einen Dialekt, den ich nicht kenne. Ich weiß nicht, was sie wollen." Klaus hat genau zugehört. Auf einmal sagt er: "Ich glaube ich habe einen Sonnenstich. Die sprechen deutsch. Kein gutes Deutsch, aber immer hin einige Worte. Alles andere verstehe ich auch nicht." Er beginnt mit den Eingeborenen! zu radebrechen. Und schließlich! löst sich das Geheimnis. Voll ein paar Monaten ist hier in dieser Gegend eine deutsche! Expedition gewesen - die erste! nach dem Kriege -, hat das Land durchforscht und seltene! Tiere und Pflanzen untersucht. Mit dieser sind unsere drei Eingeborenen bekannt geworden. Anscheinend haben sie auch Tiere für die deutschen Forscher gefangen, denn sie haben einen! kleinen Honigbeutler bei sich, den sie uns verkaufen wollen.

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